Ein genauerer Blick auf… Jullian Taylor

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Ein genauerer Blick auf… Jullian Taylor

Posted By James W

Jedes Camp und jede Preseason hat diesen einen Überraschungsspieler, der von jetzt auf gleich in aller Munde ist. Letztes Jahr was es undrafted Rookie Matt Breida, dieses Jahr scheint es Siebtrundenpick Jullian Taylor zu sein.

Nach der Verletzung von Arik Armstead wurde Taylor überraschend von der 3rd-Unit ins Starting Line-Up befördert, wo er auch gegen die Dallas Cowboys im ersten Preseason-Game die Rolle des Big-End spielte. Ich stelle euch Taylor kurz vor und werfe einen Blick auf sein erstes Profispiel.

Trotz nur 15 College-Spielen zu den Profis

Wenn es darum geht, Treffer in den späten Runden des Drafts zu landen, gibt es mehrere Herangehensweisen. Man kann sich auf College-Production fokussieren, wie John Lynch und Kyle Shanahan es im letzten Jahr bei Receiver Trent Taylor taten oder man kann Spieler ins Visier nehmen, die herausragende Athleten sind, das aber im College nicht immer aufs Stat-Sheet bringen konnten. Tight End George Kittle und Safety Adrian Colbert passten in dieses Profil.

Dieses Jahr wagte sich das Front Office der 49ers an die ungeliebte Trent-Baalke-Methode. Sie zogen Spieler die ohne Verletzungsprobleme deutlich höher vom Board gegangen wären – offensichtlich Defensive End Kentavious Street, der diese Saison nicht spielen wird, aber eben auch Jullian Taylor. In seinen vier spielberechtigten Jahren bei Temple riss er sich erst den Meniskus und im folgenden Jahr das Kreuzband im gleichen Knie, sodass bei ihm nur 15 College-Spiele zu Buche stehen. In seiner 2017er Saison spielte er jedoch in zwölf Spielen, bei denen er mit elf TFLs besonders gegen den Lauf überzeugte. Bei seinem Pro-Day lieferte er John Lynch dann den Hauptgrund einen Pick in ihn zu investieren, seine Workout-Werte. Die sogenannte SPARQ-Formel kreiert aus allen athletischen Drills einen Gesamtwert, der dann mit Spielern der jeweiligen Position verglichen wird; er ist also ein Referenzwert.

Laut Jullian Taylors SPARQ-Score also ist er ein besserer Athlet, als 94% der Defensive Tackles in der NFL. Dieses Potential allein rechtfertigte einen Pick.

Sein Debüt gegen die Cowboys

Zwar startete Taylor sein erstes Profispiel mit der First-Team-Defense, blieb aber anders als Buckner, Foster und Co. noch den Großteil der ersten Hälfte auf dem Feld. Im letzten Viertel durfte er dann nochmal für ein paar Snaps dran. Insgesamt kam er auf 32 defensive Snaps, die zweitmeisten der 49ers D-Line.

Was besonders aus seinem Spiel hervorstach, war sein Get-Off und seine Power, besonders gegen den Lauf. Wenn ihr Clips seiner Aktionen mal ganz knapp stoppt, nachdem der Ball gesnappt ist oder das Video einfach in halber Geschwindigkeit laufen lässt, werdet ihr sehen, wie schnell Taylor aus der Hocke in seinen Gegenspieler „explodiert“. Im folgenden Clip zum Beispiel seht ihr, wie er gut vom Snap wegkommt und sofort seine Hände in die Brust seines Gegners (hier ein TE) bekommt. Dadurch kontrolliert er seinen Mann, wartet ab welche Lücke der Running Back nimmt und macht das Tackle (#77, aufgestellt über Dallas‘ Left Tackle).

Noch etwas beeindruckender ist die nächste Aktion. Nahe der Goalline hat er trotz seiner 6‘5 (1,96m) einen extrem tiefen Schwerpunkt und schiebt gleich zwei Gegenspieler ins Backfield. Dass der RB den Touchdown trotzdem erzielt, kann man Taylor am wenigsten vorwerfen.

Im College zeigte der Defensive Tackle trotz aller Athletik kaum gute Aktionen als Passrusher und auch im Spiel gegen die Cowboys wurde er bei 3rd Downs regelmäßig vom Feld genommen, um Platz für Cassius Marsh oder Dekota Watson zu machen. Der Hauptgrund dafür ist sein inkonstantes Hand-Placement. Durch seine mangelnde Erfahrung beherrscht er noch nicht viele Passrush-Moves. Um in der Hinsicht auf NFL-Niveau zu kommen braucht es Training, Training, Training. Nur durch konstante Wiederholungen kann Taylor an den Feinheiten und dem Timing seines Repertoires arbeiten. Ein weiterer Punkt der auffällt sind seine sogenannten fehlenden Counter-Moves. Wenn er mit seiner ersten Aktion seinen Gegenmann nicht schlagen kann, wirkt er planlos.

Der nächste Clip zeigt eine Situation, in der für ihn alles zusammenkommt. Er explodiert vom Snap weg, bekommt beide Hände innerhalb des Gegners Schultern, hebelt ihn quasi nach hinten in den Quarterback und zwingt diesen zu einem überhasteten Wurf (unterer Bildrand, hier gegen den Right Guard).

Auch in der nächsten Situation sitzt sein erster Move. Mit seinen ersten zwei Schritten attackiert er die Innenschulter seines Gegenmanns, benutzt dann aber einen sogenannten „Rip“-Move, um dessen rechten Arm wegzuschlagen und ihn aus der Balance zu bringen. Zwar wird der Quarterback den Ball rechtzeitig los, aber Taylor bekommt den Holding-Call (unterer Bildrand).

Zu guter Letzt sein drive-beendender Sack spät im vierten Quarter. Hier muss Taylor kaum etwas machen. Defensive Coordinator Robert Saleh sagt einen TE-Stunt an, der die schlechte Kommunikation der Cowboys-Line ausnutzt. Pita Taumoepenu zwingt seinen Gegner nach innen, sodass Taylor, der bei diesem Snap als Defensive Tackle aufgestellt ist außen um die Pocket herum“loopen“ kann. Sein Gegenspieler bleibt im Verkehr stecken und der Rookie hat einen freien Weg zum Quarterback.

Und jetzt?

Da die 49ers die 5th-Year-Option von 2016er Erstrundenpick Arik Armstead gezogen haben, ist davon auszugehen, dass dieser seinen Job als Starter zurückbekommt, wenn er wieder fit ist. Taylor scheint allerdings klar die Nase gegenüber Ronald Blair vorn zu haben, ein Platz auf dem 53-Man-Roster scheint ihm kaum zu nehmen zu sein. Und wer weiß, vielleicht kann er sich im Laufe der Saison sogar komplett in die Startaufstellung spielen.

Written by James W

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