Die dritte Woche der noch jungen NFL-Spielzeit steht an, und die San Francisco 49ers dürfen den Spieltag um 02:25 (live auf DAZN) deutscher Zeit gegen den Division-Rivalen aus Los Angeles eröffnen.
Der Gegner – Los Angeles Rams (1-1, 0-0 away)
Wie die San Francisco 49ers haben die Los Angeles Rams in der Off-Season einen Neustart gewagt, und mit Sean McVay einen neuen Headcoach verpflichtet. Der ehemalige Offensive-Coordinator der Redskins ist der jüngste Head-Coach der NFL und soll der Rams Offense zu neuer Power verhelfen, allen voran Jared Goff und Todd Gurley. Man gab in der Off-Season auch einige Spieler ab, bspw. die Wide-Receiver Kenny Britt und Brian Quick, diese wurden durch andere Verpflichtungen, Robert Woods (FA) und Cooper Kupp (Draft) kompensiert. Die wohl wichtigste Verpflichtung für die Rams war aber wohl LT Andrew Whitworth, der von den Bengals nach LA kommt, und dort die Offensive Line anführt, die den Weg für Goff und Gurley ebnen soll. In der Defense hat sich wenig getan, DT Aaron Donald sorgte mit einem Hold-Out für Aufsehen, er möchte einen lukrativen Deal unterschreiben, der seiner Leistung gerecht ist. Momentan ist Donald aber wieder aktiv und wird gegen die 49ers auflaufen. Hoffen wir, dass er ähnlich gefrustet vom Feld geht, wie im letzten Jahr, als er des Feldes verwiesen wurde und die 49ers mit 28-0 gewannen.
Die jetzige Saison begann für die Rams überraschend gut. In Woche eins übertraf man alle Erwartungen und besiegte die Colts mit 46:9. Vor allem QB Jared Goff, der letzte Spielzeit noch große Defizite offenbarte, spielte stark und führte die Rams zum Sieg. Auch gegen die Redskins hielt man das Spiel lange offen, zu viele Big-Plays der Redskins sorgten dann aber für eine 20:27-Niederlage. Dennoch lässt sich bereits jetzt erkennen, welchen Weg die Rams in Zukunft einschlagen möchten. Ihre Offense ist sehr variabel und setzt vor allem RB Todd Gurley sehr gut in Szene, der unter McVay aufblüht. Auch Rookie Cooper Kupp scheint eine gute Neuverpflichtung gewesen zu sein, er hat bereits eine gute Chemie mit Jared Goff aufbauen können. Es gibt einige Parallelen zum jungen 49ers-Team, weshalb man wohl von einigen Fehlern ausgehen darf, die heute Abend auf beiden Seiten zu sehen sein werden – dennoch wird es ein spannendes Match-Up zwischen zwei jungen, hungrigen Teams, die in der bislang schwachen NFC-West Morgenluft schnuppern. Es treffen heute zwei starke Defense-Reihen aufeinander, weshalb viel von Gurley & Goff abhängen wird – wenn die 49ers sie in den Begriff bekommen, erleben wir ein enges Spiel, doch läuft Gurley einmal heiß, könnte es schnell vorbei sein für die 49ers. In LA wünscht man sich natürlich einen Sieg, um erneut erfolgreich in eine Saison zu starten – und wer weiß, was unter McVay alles möglich ist für die Rams…
Kurz-Info:
– Gegründet: 1936
– Vereinsfarben: Blau, Weiß, Gold
– Super-Bowl Titel: 1 (1999)
– Stadion: Los Angeles Memorial Coliseum (93.607 Plätze)
– Headcoach: Sean McVay
– letztjähriger Record: 4-12 6-10 (3. Platz in der NFC West)
– ewige Bilanz: 68-64-3 für die 49ers
Die Aufstellung der Rams findet ihr hier.
Players to watch:
- Aaron Donald (#99, DT)
Donald ist der beste Interior-Defensive-Lineman den die Liga zu bieten hat. Ob gegen den Run oder gegen den Pass, Donald ist eine Waffe, der alle drei Downs auf dem Platz stehen muss und der gegnerischen Offense so Angst einflößen kann. Obwohl er nicht der Größte ist, kommt er unglaublich schnell aus den Hüften und shredded die Blocks oft stark. Auf ihn wird heute zu achten sein, vor allem gegen die schwachen Guards der 49ers. - Alec Ogletree (#52, LB)
Der Linebacker der Rams hat sich still und heimlich zum „Hidden MVP“ des Teams entwickelt. Sowohl gegen den Run, als auch in der Coverage ist Ogletree nicht zu unterschätzen, er ist ein sehr athletischer Spieler, der zur Not aber auch blitzen kann. Ein sehr vielseitiger Spieler – die Rams können sich freuen, ihn in ihren Reihen zu haben. - Todd Gurley (#30, RB)
Gurley gehört zu den Shooting-Stars der Liga und hat vor allem in seiner Rookie-Saison auf sich aufmerksam machen können. Letzte Saison verpasste er es, den nächsten Schritt zu machen, doch diese Saison begann er wieder stark und zeigte ansprechende Leistungen. Er scheint wieder Lust am Football gefunden zu haben – das wird heute ein hartes Stück Arbeit für die 49ers Defense.
So steht um die San Francisco 49ers (0-2, 0-1 at home)
Zwei Spiele, zwei Niederlagen – das ist die Statistik der 49ers in der neuen Saison, doch anhand der hochkarätigen Gegner war das wohl zu erwarten. Dennoch gibt es einige Dinge, die bereits deutlich besser laufen als in der letzten Spielzeit – aber eben auch verpasste Chancen, die letztendlich zu den zwei Niederlagen führten. Kyle Shanahan hat mit seiner Offense eine große Aufgabe vor sich, um endlich den ersten Touchdown der Saison zu erzielen, auf den man in Santa Clara immer noch wartet – heute soll sich das ändern. Vielleicht ist Carlos Hyde der Erste, der für die 49ers die Endzone findet, denn Hyde ist momentan wohl der stärkste Spieler in der 49ers-Offense. Gegen Seattle zeigte er erneut eine ganze starke Vorstellung, in der ersten Halbzeit gelang ihm ein 61y-run, der längste Lauf seiner Karriere. Sehr uneigennützig zeigte sich „El Guapo“ auch nach dem Game, als er die Schuld der Niederlage auf sich nahm und sagte, er hätte scoren müssen, als er so viel Platz hatte. Dass dies nicht unbedingt der Wahrheit entspricht dürfte klar sein, dennoch ist es schön zu sehen, wie Hyde als Leader vorangehen will. Apropros Leader: Brian Hoyer, dem als QB dieser Titel eigentlich ebenfalls zustehen sollte, hat sich die Bezeichnung noch nicht verdient. Zu zögerlich tritt Hoyer bislang auf, er traut sich kaum, über die „Sticks“ hinaus zu werfen. Und das ist schade, denn Shanahan gelingt es immer wieder, durch sein Konzept Spieler frei werden zu lassen, doch Hoyer macht oft den falschen Read oder überwirft die Receiver. Dies muss sich schnellst bessern, sonst wird es ganz schwer, in dieser Saison überhaupt ein Spiel zu gewinnen. Denn nicht jede Woche hat man, wie letzte Woche, eine sehr schwache Offense gegenüber, sodass die Defense einem im Spiel halten kann. Positiv überraschte Laken Tomlinson, der für Zane Beadles auf der LG-Position spielte, und zumindest nicht negativ auffiel.
Doch kommen wir zu den erfreulicheren Aspekten: Die Defense der 49ers. Die Unit von Robert Saleh zeigte gegen Seattle eine herausragende Partie, das einzige was fehlte, war ein Turnover. Doch die Chancen dafür waren ebenfalls da, mehrfach glitt der Ball Robinson durch die Hände, mal mehr, mal weniger von ihm verschuldet. Sowohl die Run-Defense (die zwar am Ende etwas schwächer wurde, was aber der langen Zeit auf dem Platz geschuldet war), als auch die Pass-Defense befindet sich statistisch gesehen im oberen Drittel der NFL – davon hätte man im letzten Jahr nur träumen können. Die Defensive Line um Buckner, Armstead und Thomas findet sich immer besser zurecht, vor allem Buckner war letzte Woche auf dem ganzen Platz zu finden, nur ein Sack fehlte. Für einen Sack sorgten letzte Woche Tank Carradine, Arik Armstead und der erstmals aktive Aaron Lynch. Die Defense als Ganzes wirkte sehr gefestigt, es unterliefen keine groben Patzer, bis auf Ray-Ray Armstrong fiel kein Spieler negativ auf. Man kann bezüglich Armstrong nur hoffen, dass Foster schnellstmöglich wieder fit ist. Jimmie Ward und Eric Reid standen nur kurze Zeit gemeinsam auf dem Platz, hinterließen aber einen Eindruck, beide hatten harte Hits und machten sich bemerkbar. Reid erlitt leider eine Knieverletzung und fällt zumindest heute Abend aus.
Wenn die 49ers heute Abend eine Chance haben wollen, muss die Offense um Brian Hoyer endlich den Weg in die Endzone finden. Doch das wird nicht einfach, vor allem, wenn die Fehlerquote nicht minimiert wird. Wenn die Defense ähnlich kompakt spielt wie letzte Woche, wird es Gurley gegen die massive D-Line schwer haben, und Goff wird zum Passen gezwungen – das ist das, worauf die 49ers sicherlich hinarbeiten. Buckner erklärte bereits gestern, er hätte bereits richtig Lust, Goff das ein oder andere Mal zu sacken – Bühne frei, DeForest!
Players to watch:
- Brian Hoyer (#2, QB):
Es kann gute oder schlechte Gründe haben, wieso der QB drei Mal hintereinander zu den „Players to watch“ gehört. Bei Hoyer hat dies eindeutig schlechte Gründe, denn seine bisherigen Leistungen – auch wenn es starke gegnerische Defenses waren – ließen zu Wünschen übrig. Er muss sich wieder mehr zutrauen und benötigt natürlich auch die Hilfe seiner Receiver – heute wäre ein guter Tag, um die Kritiker endlich verstummen zu lassen. - DeForest Buckner (#99, DT)
Buckner ist derzeit wohl der „hotteste“ Spieler bei den 49ers. Letzte Woche war er für die Seattle O-Line quasi nicht zu stoppen, hoffen wir, dass er dort weitermacht, wo er letzte Woche aufgehört hat – dann gibt es auch für unsere #99 den ersten Sack der Saison. - Jimmie Ward (#25, FS)
Die Anwesenheit von Jimmie Ward hat den 49ers sichtlich gut getan. Die Rolle als Single-High-Safety scheint wie maßgeschneidert für ihn zu sein, wenn Ward in dieser Konstellation auf dem Platz war, wirkte die Pass-Defense sehr stark. Ward ist in Coverage natürlich stark, aber auch sein Tackling hat sich stark verbessert. Er ist ein ganz wichtiger Eckpfeiler der 49ers-Defense!
Auf den ersten Saison-Sieg heute Abend und ein gutes Spiel!
Injury Report:
Out: Reuben Foster (LB), Eric Reid (FS)
Questionable: Jimmie Ward (FS), Jaquiski Tartt (SS), George Kittle (TE), Eli Harold (LB)
Autor:
Lars Riedenklau