NFL Insider Ian Rapoport verkündete heute als erstes, dass die San Francisco 49ers in dieser Offseason versuchen werden, Deebo Samuel zu traden. ESPN berichtete dazu kurze Zeit später, dass Samuel selbst bereits bei den Exit Meetings nach dem letzten Saisonspiel bei Kyle Shanahan um einen Trade gebeten hat. Wörtlich sagte er, dass er für sich persönlich nun das Beste tun müsste. Er sei mehr als dankbar für die Möglichkeit, die er bei den 49ers erhalten habe, jetzt sei es allerdings an der Zeit, dass sie ein neues Team für ihn finden. Die YAC Bros (YAC= Yards after Catch) rund um Deebo Samuel, Brandon Aiyuk und George Kittle scheinen also bald ein Ende zu haben.
Diese Aussagen stehen konträr zu den von General Manager John Lynch. Matt Maiocco von NBC Sports Bay Area hatte ihn nach den Exit Meetings gefragt, ob er Deebo Samuel für die kommende Saison zurück erwartet. Lynch antworte ihm damit, dass die 49ers nicht vorhätten gute und verdiente Spieler ziehen zu lassen. Diese Entwicklungen zeigen einmal mehr auf, dass Aussagen auf Pressekonferenzen in der Offseason nie zu 100 Prozent ernst genommen werden sollten und auch unser Front Office gern in Vertragsangelegenheiten mit der Öffentlichkeit spielt.
Doch was heißt das nun genau für Deebo Samuel?
Wenn wir uns genau drei Jahre zurück erinnern, wiederholt sich die Geschichte ein zweites Mal. Auch damals bat Deebo Samuel um einen Trade. Das Ergebnis war am Ende eine frühzeitige Verlängerung seines Rookie Contracts. Er unterschrieb damals für drei weitere Jahre für 71,5 Mio Dollar, wovon 58,1 Mio Dollar garantiert waren. Er würde nun in sein letztes Vertragsjahr gehen.
Deebo Samuels Vertrag gestaltet sich kompliziert, da er bereits mehrfach umstrukturiert wurde und dadurch einige Boni noch nicht gegen den Salary Cap gezählt haben. Im Grunde genommen wurden durch Umstrukturierungen seine Cap Hits immer weiter nach hinten verschoben.
Wenn Deebo Samuel getradet oder gecutted wird, müssen genau diese Beiträge als sogenanntes Dead Cap angerechnet werden. Besonders pikant ist dabei Deebos Gehalt für die kommende Saison: Der Großteil davon wird erst am 22. März 2025 als Bonus fällig. Dieser Bonus wird in 2025 zu 1/5 in 2025 und der Rest in 2026 angerechnet.
Wenn Deebo im Team bleibt, wird er in der Saison 2025 15 Mio Dollar Cap Hit veranschlagen. Nach seinem Vertragsende bleiben allerdings noch rund 32 Mio Dollar an Dead Cap übrig, so dass wir auch in den kommenden Jahren einen Cap Hit für Deebo Samuel haben werden – ohne dass er für uns spielt. In der Vertragssprache wird dabei immer von sogenannten Void Years gesprochen.
Wenn Deebo vor dem 22. März 2025 getradet oder gecutted wird, bleibt ein Dead Cap von rund 31 Mio Dollar für 2025 in den Büchern stehen. Die NFL ermöglicht an dieser Stelle zusätzlich eine sogenannte Post June 1 Designation. Bei Spielern, die nach dem 1. Juni gecutted (kein Trade) werden, darf man das Dead Cap auf zwei Jahre verteilen. Die Designation sieht vor, dass man bis zu zwei Spieler vor dem 1. Juni cutten darf, sie aber trotzdem wie einen Cut nach dem 1. Juni behandeln darf. Somit dürften die 49ers die 31 Mio Dollar an Dead Cap zumindest auf zwei Jahre (2025 und 2026) splitten.
Den Vertrag von Deebo Samuel könnt ihr euch zum Beispiel hier etwas genauer ansehen:
https://overthecap.com/player/deebo-samuel/7827
Als was nun?
Das Front Office der 49ers muss nun abwägen, ob sie Deebo Samuel für 15 Mio Dollar auf dem Roster haben wollen oder nicht, da sich bei den anderen Szenarien am Dead Cap nicht viel verändern wird.
Für einen Trade müsste ein Team gefunden werden, dass Samuel für das letzte Vertragsjahr übernimmt. Cap technisch wären das rund 16 Mio Dollar aufgeteilt auf zwei Jahre Cap Hit. Deebo Samuel ist wahrscheinlich für Teams interessant, die aktuell mit einem jungen Quarterback spielen, da man Deebo sowohl als Returner als auch als Matchup Waffe einsetzen kann.
