Nach der bitteren Auftaktpleite gegen die Minnesota Vikings steht für die 49ers der Home Opener gegen die Detroit Lions an (22:05 Uhr), unsere Vorschau:
Der Gegner, Detroit Lions (0-1, 0-0 away):
Alles sollte besser werden bei den Detroit Lions, nachdem man in der letzten Saison unter Jim Caldwell die Play-Offs erneut nicht erreichen konnte. Mit Matt Patricia gelang den Lions ein Coup, mit dem nicht jeder gerechnet hatte. Patricia, seines Zeichens Defensive Coordinator bei den New England Patriots, wagte jedoch den Schritt nach „Motor City“. Die Ansprüche der Fans in Detroit sind hoch, zumal man bis heute auf den ersten Super Bowl Titel wartet. Nach einer nicht allzu schlechten Saison (9-7) erhofft man sich nach einem Wechsel des Headcoaches eine Verbesserung des „status quo“, doch trotz den punktuellen Veränderungen, die man vornahm, ging das Debüt von Patricia am Montag Abend in die Hose. Der Reihe nach: Mit DE Ezekiel Ansah haben die Lions sich zwar nicht auf einen langfristigen Vertrag einigen können, letztendlich nutzte man dann die Möglichkeit des Franchise Tags um den erfahrenen Pass Rusher in den eigenen Reihen zu halten. In der Free Agency Phase blieb es um die Lions recht ruhig, mit einigen Spielern wurden die Verträge verlängert, zusätzlich nahm einige Spieler unter Vertrag, die die Tiefe des Kaders vergrößern sollten. Bekanntester Neuzugang ist wohl RB LaGarette Blount, der das zuletzt schwache Laufspiel der Lions verbessern soll. In den letzten Jahren beschäftigten die Lions meist eine Vielzahl agiler, kleiner Receiving Backs, die das Run Game sehr ausrechenbar machte. Doch auch das Dasein Blounts trug zumindest am letzten Montag nicht zur Verbesserung der Gesamtsituation bei, dies könnte u.a. an seiner Einseitigkeit als Runner liegen, auf die man sich als Gegner recht schnell einstellen kann. Man versuchte zwar auch die Offensive Line zu verbessern (u.a. mit First Round Pick Frank Ragnow), doch bislang tragen all diese Maßnahmen noch keine Früchte. Der Bewertungsmaßstab ist klein, doch die Partie gegen die New York Jets, die mit 48-17 verloren ging (vor heimischem Publikum) ließ viele Experten sprachlos zurück. Die Jets, die lange Zeit zu den schwächeren Teams der NFL gehörten, sollten ein Team sein, welches von den ambitionierten Lions geschlagen werden sollte. Doch das Gegenteil passierte: Die Jets führten die Mannen von Matt Patricia regelrecht vor, in allen Belangen des Spiels. Teilweise schien es, als stände eine Highschool-Mannschaft auf dem Feld. QB Matt Stafford, ansonsten Mr. Zuverlässig, wirkte unsicher wie eh und je, vermutlich auch dem furchtbaren Play-Calling von Offensive Coordinator Jim Bob Cooter geschuldet. Matt Patricia, Spezialist für die Defense, musste tatenlos mit ansehen, wie sowohl seine Special Teams Unit, als auch seine Defense, Touchdown für Touchdown zuließ. Bis zur Halbzeit hielt man gut mit, vor allem die Receiver der Lions (Golden Tate, Marvin Jones und Kenny Golladay) überzeugten und wiesen als wenige der aufgelaufenen Spieler Normalform auf. Eins ist klar: Die Lions sind heute Abend auf Wiedergutmachung aus. Es ist nicht damit zu rechnen, dass Stafford und Co. erneut einen solch rabenschwarzen Tag erleben, wie es am letzten Montag der Fall gewesen ist. Es war ohnehin mit einer schweren Partie zu rechnen, doch die Lions kommen mit einer Menge Wut im Bauch nach Santa Clara. Wir dürfen auf ein spannendes Spiel hoffen!
Kurz-Info:
- Gegründet: 1929
- Vereinsfarben: Blau, Silber, Schwarz, Weiß
- Super-Bowl Titel: 0
- Stadion: Ford Field (Kapazität: 65.000 Zuschauer)
- Headcoach: Matt Patricia
- letztjähriger Record: 9-7 (2. Platz in der NFC North)
- ewige Bilanz: 49ers lead series 37-28-1
Die Aufstellung der Lions findet ihr hier.
Players to watch
- Matthew Stafford (#9, QB):
Der Quarterback der Lions ist eine der wenigen Konstanten des Teams aus Michigan. Über 200 Spiele hat der Signal Caller auf dem Buckel, seit Jahren trägt er die Lions auf seinen Schultern. Momentan hat er einen guten Receiving Corps um sich, und auch das Laufspiel sollte etwas besser in Fahrt kommen, je länger die Saison andauert. Doch im ersten Spiel der neuen Saison enttäuschte vor allem Stafford auf allen Ebenen. Trotz vernünftiger Vorstellungen seiner Wide Receiver warf Stafford vier (!) Interceptions und trug damit einen großen Teil dazu bei, dass sein Team am Ende als Verlierer vom Platz ging. Heute wird er versuchen zurückzuschlagen, und wie man Stafford kennt, ist davon auszugehen, dass ihm dies, zumindest persönlich, gelingen wird. Ob es am Ende für einen Sieg der Lions reicht, wird auch und vor allem an der Darbietung der 49ers liegen. Doch zu glauben, die Lions und Stafford seien heute Abend Kanonenfutter, ist ein fataler Fehler. - Darius Slay (#23, CB):
Der wohl talentierteste Spieler der Lions lässt sich im Defensive Backfield ausfindig machen. Der „Slaymaker“ gehört zu den besten Cornerbacks der Liga und führte im letzten Jahr die Liga in Interceptions (gemeinsam mit Kevin Byard, acht an der Zahl) an. Mit Quandre Diggs und Glover Quin hat er zudem zwei erfahrene Safeties an der Seite, die ihm sein Spiel erleichtern. Slay begann seine Karriere als Slot Cornerback, mittlerweile ist er jedoch auf außen zu Hause bzw. genau so stark, wie als Nickelback. Er wird es heute mit Rookie Dante Pettis zu tun bekommen, ein spannendes Match-Up. - Ezekiel Ansah (#94, DE):
Das Interesse der 49ers an Ansah war kein Geheimnis, doch die Lions hatten etwas dagegen und belegten ihren besten Pass Rusher mit dem Franchise Tag. Pass Rusher in der NFL sind heutzutage rar gesät, sodass diese Entscheidung mehr als verständlich ist. Gegen die Jets gelang Ansah bereits sein erster Sack der Saison, gegen die 49ers würde er natürlich gerne nachlegen. Er wird es hauptsächlich mit Rookie McGlinchey oder Veteran Staley zu tun bekommen, man darf gespannt sein, wie die beiden Tackles der 49ers mit ihm zurecht kommen.
So steht es um die San Francisco 49ers (0-1, 0-0 at home)
Nahezu erwartungsgemäß unterlagen die San Francisco 49ers bei den Minnesota Vikings, doch die Umstände der Niederlage machten diese bitterer, als man es sich vorstellen konnte. Man verlor letztendlich nur mit einem Score Rückstand, und hatte mehrfach die Chance, das Spiel auszugleichen. Zahlreiche Fehler, die zu Genüge ausdiskutiert worden sind (Morris Fumble, Drops, Interceptions) führten zu einer überflüssigen Niederlage, die es heute zu kaschieren gilt. Doch hierfür muss heute einiges anders laufen, als in der letzten Woche. Die „kleinen“ Fehler, die die 49ers letzte Woche begingen, müssen abgestellt werden, sonst werden diese auch von den Lions bitterböse bestraft. Das zeigte sich u.a. auch im Pre Season Spiel gegen die Colts, die man zwar eindeutig dominierte, letztendlich aber mit den Startern weniger Punkte erzielte, als die 1. Mannschaft der Colts. WR Marquise Goodwin wird ausfallen, für ihn wird Rookie WR Dante Pettis einspringen, der bereits in der letzten Woche einen guten Job machte. WR Richie James, in der letzten Woche noch als inactive gelistet, darf sich heute Abend wohl auf sein Debüt freuen. Auf der Guard Position hat man noch größere Probleme, siehe weiter unten. In der Defense drückt bei S Adrian Colbert der Schuh, er wird voraussichtlich jedoch rechtzeitig fit. Die ganze Situation wirkt sich so aus, dass für die 49ers nahezu eine „must win“-Situation entsteht. Dies kann gefährlich werden, denn noch sind die 49ers nicht in der Lage, als klarer Favorit in eine Partie zu gehen. Vor allem, da die Lions personell nicht schlechter besetzt sind, als die Mannen von Kyle Shanahan. Dennoch: Sollten die Fehler beglichen werden, die man letzte Woche begangen hat, ist ein Sieg vor heimischen Publikum nicht unwahrscheinlich. Der Rahmen könnte nicht besser sein: Fly-Over über das Stadion, die Zuschauer sind heiß auf die neuen 49ers – jetzt ist es an der Mannschaft, das Vertrauen zurückzuzahlen!
Players to watch:
- Jimmy Garoppolo (#10, QB):
Am letzten Sonntag erwischten Garoppolo zu viele „erste Male“, die am Ende einen Sieg unmöglich machten. Das erste Mal warf Garoppolo in seiner NFL-Karriere drei Interceptions, das erste Mal completete er weniger als die Hälfte seiner Pässe – und das erste Mal ging er als Verlierer vom Feld. Garoppolo erwischte einen gebrauchten Tag, der durch die Unterstützung seiner Receiver und Tight Ends jedoch etwas besser hätte enden können. Es waren erneut einige starke Plays dabei, doch die Plays mit negative Ausgang überwiegen. Vor allem die Würfe, die zu den Turnovern führten waren mehr als fraglich, denn des Öfteren warf Garoppolo in enge Coverages, worauf die Vikings perfekt vorbereitet waren. Man muss hoffen, dass Shanahan für seinen jungen Quarterback neue Methoden ausfindig gemacht hat, um die gegnerische Defense zu attackieren. Am besten schon für heute Abend, denn für Garoppolo gilt ähnliches, wie für Stafford. Er wird versuchen, seine Performance in Woche eins vergessen zu machen, doch er muss darauf achten, nicht zu verkrampft zu agieren. Im Fokus wird seine Chemie mit WR Pierre Garcon und WR Dante Pettis stehen, die es heute mit einem routinierten Defensive Backfield zu tun bekommen. Man muss hoffen, dass TE George Kittle erneut explodiert und den 49ers so zu einigen Yards (und am besten Touchdowns) verhelfen kann. - Najee Toran (#66, OL):
Die 49ers hatten in der letzten Woche nicht nur Pech bei der Ausführung der Spielzüge, auch einige Verletzungen trugen dazu bei, dass man letztendlich als Verlierer vom Platz ging. Vor allem die Offensive Line war hiervon sehr stark betroffen. Mike Person, der keine gute Partie zeigte, musste früh vom Feld und wurde von Josh Garnett ersetzt. Doch auch er verletzte sich am Zeh und sorgte dafür, dass Rookie T Mike McGlinchey das erste Mal in seiner Karriere (!) als Right Guard auflief. T Garry Gilliam übernahm auf der Position des Right Tackles, seine Leistung ließ zu wünschen ubrig. Das sorgt dafür, dass Practice Squad Mitglied Najee Toran befördert wurde und heute die Chance erhält, als Right Guard aufzulaufen. Die Chance, dass Mike Person noch fit wird, besteht zwar, doch vieles deutet darauf hin, dass Toran heute seinen ersten NFL Start erhält. Man sollte nicht zu viel erwarten, doch man kann auch sagen: Er kann nur gewinnen. Wir drücken ihm die Daumen! - Elijah Lee (#47, LB):
Wenn es für Malcolm Smith (erneut) nicht für seinen ersten Start bei den 49ers reichen sollte, steht Elijah Lee bereit. Er ersetzte bereits in Minnesota den mittlerweile auf IR gesetzten Brock Coyle, und wäre auch heute die erste Wahl neben Rookie LB Fred Warner. Lee zeigte gegen die Vikings eine sehr gute Vorstellung, auch wenn er nur für wenige Snaps auf dem Feld stand. Hoffen wir, dass er daran anknüpft und heute ein standesgemäßer Ersatz für Smith/Foster ist, bevor unsere #56 nächste Woche auf den Platz zurückkehrt.
Zu dem Injury Report geht es hier.
Die Vorzeichen sind gut, für den Home Opener ist alles vorbereitet… es fehlt nur noch ein Sieg – Go Niners!
Autor: Lars Riedenklau