Pay-Day für Purdy – Warum sich die 49ers und ihre Fans nicht vor einem neuen Vertrag fürchten müssen

Mit dem Schlusspfiff des letzten Spiels der Regular Season 2024 gegen die Arizona Cardinals am 5. Januar 2025 eröffnet sich für die San Francisco 49ers eine wegweisende Möglichkeit: Sie dürfen endlich mit ihrem Quarterback Brock Purdy und dessen Agenten Kyle Strongin über die gemeinsame Zukunft verhandeln. Ab diesem Zeitpunkt ist Purdy, dessen drittes Jahr im Rookie-Vertrag dann abgeschlossen ist, gemäß dem CBA (Tarifvertrag zwischen NFL und NFLPA) berechtigt, Gespräche über eine Vertragsverlängerung aufzunehmen. Doch bereits seit Ende der letzten Saison sorgt einigen Fragen für ausgiebige Diskussionen nicht nur unter den Faithful, sondern in der gesamten NFL-Bubble: Welchen Vertrag wird Purdy bekommen? Wie viele Millionen wird er verdienen? Werden die 49ers auch mit einem teuren QB-Vertrag noch ein Contender sein oder werden sie ins Mittelmaß abrutschen, was angesichts der eben zu Ende gehenden Saison leider keine grundlose Befürchtung ist?

Dieser Beitrag soll deshalb Licht ins Dunkel bringen. Er soll erläutern, worauf es bei der Beurteilung von Verträgen in der NFL wirklich ankommt und was nur medienwirksame PR des Agenten ist. Darüber hinaus soll er anhand verschiedener Beispiele erläutern, wie andere Teams eine solche Situation bewerkstelligt haben (und dann weiterhin erfolgreich blieben) und wie verschiedene Szenarien für Purdy und die 49ers aussehen könnten.

Die richtige Bewertung und Analyse von Quarterback-Verträgen in der NFL

Quarterback-Verträge sind das finanzielle Rückgrat eines NFL-Teams. Die richtige Gestaltung dieser Verträge entscheidet nicht nur über die sportliche Zukunft eines Teams, sondern auch über dessen wirtschaftliche Stabilität. Während viele Medien und Fans dazu neigen, Kennzahlen wie „Average per Year“ (APY) oder „Average Annual Value“ (AAV) in den Mittelpunkt zu stellen, sind diese Werte irreführend, da sie weder die tatsächlichen finanziellen Verpflichtungen eines Teams noch die strategischen Optionen im Vertragsmanagement berücksichtigen. Vielmehr sind diese Werte meist reine Werbebotschaften der Agenten, die damit ihre eigenen Verhandlungskünste ins Schaufenster stellen wollen, um dadurch attraktiver für neue Klienten zu sein. Jedoch reicht meist eine hohe Fantasiezahl im letzten Vertragsjahr, die das Team mit hoher Wahrscheinlichkeit nie bezahlen wird, um das Durchschnittsgehalt fiktiv in die Top Bereiche der jeweiligen Positionsgruppe zu katapultieren. Derweil hat dies mit dem tatsächlichen Impact des Vertrags auf die weitere Kaderplanung des Teams nichts zu tun.

Viel entscheidender sind Metriken wie garantierte Zahlungen, Cap Hits, Dead Cap, der Cashflow bis zum frühesten Ausstiegsszenario sowie die Verteilung der Cap-Belastung über die Vertragslaufzeit. Besonders bei hochdotierten Quarterback-Verträgen, die nicht selten mehr als 20 Prozent des Salary Caps beanspruchen, wird deutlich, wie wichtig ein tiefgehendes Verständnis der Vertragsstruktur ist.

Warum APY/AAV nicht aussagekräftig sind und was wirklich wichtig ist

APY oder AAV geben lediglich den durchschnittlichen Jahresverdienst auf Basis der Vertragsjahre und des veröffentlichten Maximalvolumens des Vertrags eines Spielers wieder und suggerieren damit Stabilität oder Vergleichbarkeit zwischen Verträgen. Doch diese Werte ignorieren fundamentale Aspekte, wie:

  • Wann Zahlungen fällig werden.
  • Wie viel tatsächlich garantiert ist.
  • Wie der Vertrag auf das Salary Cap wirkt.

Vereinfachend gesagt mit Blick auf die Wirtschaft gleicht die Größe „APY“ einem oberflächlichen Blick auf den Umsatz eines Unternehmens: Sie sagt aber nichts über die Kostenstruktur, die Gewinnmargen oder die langfristige Liquidität aus.

Um ein besseres Verständnis für die Parameter zu bekommen, auf die es bei der Beurteilung wirklich ankommt, hier ein kurze Erklärung der wichtigsten Aspekte:

Basisgehalt vs. Signing Bonus

Die Gestaltung der Vergütung in Form von Basisgehältern und Signing-Boni hat einen direkten Einfluss auf die Salary-Cap-Belastung eines Teams. Basisgehälter werden im Jahr der Zahlung vollständig auf das Salary Cap (jährliche Gehaltsobergrenze) angerechnet. Dies kann kurzfristig zu einer höheren finanziellen Belastung führen, bietet jedoch Flexibilität für spätere Anpassungen, da Teile des Basisgehalts in einen Signing Bonus umgewandelt werden können.
Im Gegensatz dazu wird ein Signing Bonus oft bei Vertragsabschluss vollständig ausgezahlt, jedoch über mehrere Jahre auf das Salary Cap verteilt (maximal fünf Jahre). Er ähnelt somit der Abschreibung in der Buchhaltung, wenn z.B. die Kosten eines PKWs über die Nutzungsdauer verteilt angesetzt werden.
Diese Praxis ermöglicht es Teams, trotz hoher Zahlung an den Spieler die Cap-Belastung in der Gegenwart zu reduzieren und finanzielle Ressourcen unter dem Salary Cap für andere Spieler frei zu machen. Teams, die hohe Signing Boni nutzen, schaffen sich daher heute Handlungsspielraum, nehmen jedoch langfristig höhere Verpflichtungen in Kauf.

Vorteil von höheren Cap Hits in späteren Vertragsjahren

Ein häufig genutztes Konzept ist die Verschiebung von Cap Hits in die späteren Jahre eines Vertrags. Diese Strategie ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Salary Cap der NFL, wie in den letzten Jahren, weiter ansteigt. Da die NFL durch neue TV-Verträge und steigende Einnahmen wirtschaftlich wächst, wird ein hoher Cap-Hit in der Zukunft im Verhältnis zu einem höheren Salary Cap weniger belastend sein als heute. Als Beispiel nehme man einen Vertrag, der einem Spieler fünf Jahre lang pro Jahr den gleichen Betrag zusichert. Angenommen 50 Millionen Dollar und der Salary Cap steigt gemäß den Prognosen von Overthecap.com von 255 Mio auf über 330 Mio in 2028.

Jahr 2024 2025 2026 2027 2028
Salary Cap in Mio $ 255,40 272,50 290,00 314,00 331,30
Gehalt in Mio $ 50,00 50,00 50,00 50,00 50,00
Belastung in % 19,6% 18,3% 17,2% 15,9% 15,1%
Gehalt mit 2024 Belastung in Mio $ 50,00 53,35 56,77 61,47 64,86
fiktive Gehaltsersparnis in Mio $ 0,00 3,35 6,77 11,47 14,86

Wie man gut erkannt, kann „spart“ sich das Team im Jahr 2028 durch die lange Vertragslaufzeit fast 15 Mio, im Vergleich dazu, wenn man dem Spieler einfach 1-Jahres-Verträge zum gleichen Prozent-Satz des Salary Caps anbieten würde. Diese fiktive Sparrate verwenden die Kaderplaner dann für andere Spieler.

Dieser Ansatz ermöglicht es Teams, in der Gegenwart mehr in andere Schlüsselpositionen zu investieren, um direkt konkurrenzfähig zu sein. Es ist vergleichbar mit einer unternehmerischen Strategie, bei der ein Unternehmen heute durch Fremdkapital Investitionen tätigt, die erst in der Zukunft vollständig zurückgezahlt werden müssen. Solange die Einnahmen wie prognostiziert steigen, ist diese Praxis langfristig nachhaltig.

Die Rolle von Umstrukturierungen

Umstrukturierungen sind ein wesentliches Werkzeug, um kurzfristig Cap-Platz zu schaffen. Hierbei wird ein Teil des Basisgehalts in einen Signing Bonus umgewandelt, wodurch die Cap-Belastung dieses Jahres reduziert und über die verbleibenden Vertragsjahre verteilt wird. Diese Möglichkeit ist besonders wertvoll, um auf unerwartete Herausforderungen zu reagieren, etwa bei der Verpflichtung eines Free Agents oder bei verletzungsbedingten Ausfällen.
Ein Vertrag mit hohem Basisgehalt bietet mehr Spielraum für solche Anpassungen, wohingegen ein stark auf Signing-Boni basierter Vertrag weniger flexibel ist. Teams sollten jedoch vorsichtig sein, da zu häufige Umstrukturierungen zu einer Anhäufung von Cap-Belastungen in späteren Jahren führen können, was die finanzielle Flexibilität langfristig gefährdet.

Wie wirken sich Garantien aus?

Garantien sind der zentrale Faktor in NFL-Verträgen, da sie die finanziellen Verpflichtungen eines Teams unabhängig von der Zukunft des Spielers festlegen. Hohe Garantien bedeuten für Spieler Sicherheit, erhöhen jedoch das Risiko für das Team, insbesondere wenn die Leistungen des Spielers nachlassen oder Verletzungen auftreten.
Ein weiteres Element, das die Garantien beeinflusst, sind Dead-Cap-Kosten. Diese entstehen, wenn ein Spieler entlassen wird, bevor alle Signing Boni oder garantierten Gehälter vollständig auf das Salary Cap angerechnet wurden. Um kurzfristige Cap-Entlastung zu schaffen, greifen Teams häufig auf sogenannte Void Years zurück – künstlich hinzugefügte Vertragsjahre, die es erlauben, Boni über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Diese Praxis erhöht jedoch die Dead-Cap-Kosten in der Zukunft, wenn der Vertrag des Spielers endet oder er entlassen wird. Dann kürzt das Dead Cap den Salary Cap sofort.

Beispielsfälle der vergangenen Jahre

Anhand der eben erläuterten Parameter lassen zwei Verträge gemäß den bekannt gewordenen Werten (Quellen: overthecap.com und spotrac.com) gut vergleichen:

Jalen Hurts: Fokus auf Boni und niedrige Base Salaries (2023)

Der Vertrag von Jalen Hurts ist stark auf Signing-Boni und geringe Grundgehälter (Base Salaries) in den ersten Jahren ausgelegt. Diese Struktur bietet zwei Hauptvorteile:

  • Kurzfristige Cap-Entlastung: Signing-Boni können über mehrere Jahre verteilt werden, wodurch die Cap-Hits in den ersten Vertragsjahren drastisch reduziert werden. So beträgt Hurts‘ Cap-Hit 2023 nur 6,15 Millionen Dollar und 2024 etwa 13,56 Millionen Dollar – ein Bruchteil seines tatsächlichen Verdienstes. Dies ermöglicht den Eagles, während Hurts’ Prime in Schlüsselpositionen wie Offensive Line oder Defense zu investieren.
  • Planbare Belastung in späteren Jahren: Die großen Cap Hits kommen erst in späteren Vertragsjahren, wenn der Salary Cap der NFL aufgrund steigender Einnahmen aus TV-Verträgen und anderen Quellen voraussichtlich deutlich höher sein wird. Damit ist die relative Belastung kleiner, obwohl die nominalen Zahlen hoch sind.

Strategischer Vorteil:

Die Struktur ähnelt einem „Start-up-Ansatz“ in der Wirtschaft, bei dem man heute Ressourcen für kurzfristige Investitionen freisetzt, um langfristigen Erfolg zu sichern. Die Eagles können heute ein konkurrenzfähiges Team um Hurts bauen, ohne die unmittelbare finanzielle Flexibilität zu verlieren.

Risiken:

Sollte der Salary Cap wider Erwarten nicht wie prognostiziert steigen oder Hurts’ Leistung nachlassen, könnten die hohen Cap Hits in späteren Jahren (bis zu 54 Millionen Dollar) problematisch werden genauso wie das möglicherweise aus einer vorzeitigen Entlassung resultierende Dead Cap.

Patrick Mahomes: Höhere Base Salaries mit langfristiger Flexibilität (2020)

Der Vertrag von Patrick Mahomes ist auf zehn Jahre ausgelegt und enthält im Vergleich zum Hurts-Vertrag relativ hohe Base Salaries, die jedoch flexibel umstrukturiert werden können. Diese Struktur bietet ebenfalls klare Vorteile:

  • Langfristige Stabilität: Mahomes’ Vertrag bindet ihn langfristig an die Kansas City Chiefs. Das Team hat dadurch Planungssicherheit über einen längeren Zeitraum, ohne ständig über neue Verträge verhandeln zu müssen.
  • Flexibilität durch Umstrukturierungen: Mahomes’ Vertrag erlaubt es den Chiefs, durch Umstrukturierungen Base Salaries in Signing Boni umzuwandeln. Dadurch können Cap Hits in problematischen Jahren reduziert und in spätere Jahre verschoben werden. So haben die Chiefs in den letzten Jahren Mahomes’ Cap Hits regelmäßig angepasst, um finanzielle Mittel für andere Verpflichtungen freizumachen.
  • Kein plötzlicher Cap-Anstieg: Der Vertrag enthält keine extrem niedrigen Cap Hits zu Beginn, sondern verteilt die Belastung relativ gleichmäßig über die Jahre. Damit gibt es keine Jahre mit plötzlich explodierenden Cap Hits, die den Handlungsspielraum einschränken könnten.

Strategischer Vorteil:

Mahomes’ Vertrag gleicht einer „diversifizierten Investition“ in der Wirtschaft: Die Chiefs verteilen die Belastung gleichmäßiger, während sie sich die Option offenhalten, durch Restrukturierungen auf neue Situationen zu reagieren.

Risiken:

Der langfristige Charakter des Vertrags birgt ein gewisses Risiko: Sollte Mahomes schwer verletzt oder seine Leistungen drastisch schlechter werden, könnte der Vertrag auf lange Sicht zur finanziellen Belastung werden. Allerdings ist dieses Risiko durch die Möglichkeit der Umstrukturierungen relativ gering.

Jordan Love – kurzfristige Verlängerung mit direkter Auszahlung und Option für mehr (2022)

Bei Jordan Love ist zu erwähnen, dass es bereits seine zweite Verlängerung bei den Packers war. Denn in 2023 endete Jordan Loves drittes Rookie-Jahr und die Packers mussten eine Entscheidung treffen, ob sie die 5th Year Option für First Round Picks ziehen wollen. Da Love aber bis dahin nur Back Up von Aaron Rodgers war und die Packers noch nicht wussten, ob Love langfristig gesehen der richtige QB ist, gaben Sie Love anstatt der 5th Year Option direkt eine Verlängerung des Rookie-Vertrags um ein Jahr. Die Packers wollten sich mehr Zeit nehmen, um Jordan Love als langfristigen Starter zu bewerten, bevor sie die teuere 5th Year Option bezahlen oder einen teuren Multi-Jahresvertrag abschließen. Hätte Green Bay Loves fünfte Vertragsoption ausgeübt, hätte diese sie 20,3 Millionen Dollar gekostet – vollständig garantiert. Der neue Vertrag reduzierte die garantierte Summe auf 13,5 Millionen Dollar, während Love durch leistungsabhängige Anreize immer noch in die Nähe dieses Betrags gelangen konnte.

Für die Packers bedeutete dies eine Kosteneinsparung von etwa 6,8 Millionen Dollar, es sei denn, Love erreichte alle Incentives. Und falls Love in der 2023er Saison enttäuscht hätte, wären die Packers günstiger aus dem Vertrag herausgekommen, als wenn sie die 5th Year Option dann bezahlen hätten müssen. Außerdem hatte Love so für die 2023 Saison eine deutliche Gehaltserhöhung im Vergleich zu seinem Rookie-Vertrag.

Zusammenfassung

Diese Verträge zeigen recht deutlich, wie unterschiedlich Teams an die Verträge für Ihre Quarterbacks herangehen können. Vergleicht man die medienwirksam verkündeten Zahl APY mit der bisher tatsächlich angefallenen Cap-Belastung sieht man einen deutlichen Unterschied. Patrick Mahomes Vertrag aus 2020 wurde mit einer APY von 45 Mio Dollar beworben, führte jedoch bisher erst zu Belastungen des Caps in Höhe von durchschnittlich 24,2 Mio pro Jahr. Allerdings würde ein Cut in der anstehenden Offseason ein Deadcap in Höhe von 77 Mio bedeuten. Jalen Hurts Vertrag wurde 2023 mit einem APY von 51 Mio verkündet, steht aber bisher erst mit knapp 10 Mio Cap Hit pro Jahr in den Büchern. Der Cap Hit steigt bis 2027 nicht über 41 Mio. Eine Entlassung in der kommenden Offseason würde zu einem Deadcap von 107 Mio Dollar führen.

Interessant ist auch, wie vor allem in letzten Vertragsjahren hohe nicht garantierte Basisgehälter dazu genutzt werden, um in der APY-Tabelle nach oben zu klettern und damit medial ein besseres Bild für den Agenten zu bieten. So steht bei Tua Tagovailoa im letzten Vertragsjahr ein Betrag von 41,4 Mio Dollar, was im Vergleich zu den Vorjahren ein relativ unrunder Betrag ist. Grund dafür dürfte viel mehr sein, dass durch die 400.000 Dollar Tua auf ein APY von 53,1 Mio kommt und dadurch Jared Goffs Vertrag um 100.000 APY übertrifft. Somit steht der Agent besser da.

Welche Auswirkungen hat der Preis des QBs auf die Erfolgschancen der Teams?

Die Verteilung des Salary Cap auf die Position des Quarterbacks (QB) variiert erheblich unter den NFL-Teams, insbesondere bei Playoff-Teilnehmern. Eine Analyse von Jason Fitzgerald von Overthecap.com der letzten Saisons zeigt, dass erfolgreiche Teams, wenn sie keinen Rookie-Vertrag mehr hatten, häufig einen moderaten bis hohen Anteil ihres Salary Caps für ihre QBs aufwenden.

Verteilung der Salary Cap Anteile (lt. OvertheCap):
  • 11-13 Prozent des Salary Caps: In diesem Bereich liegt die höchste Erfolgsquote, wobei 59,1 Prozent der Teams die Playoffs erreichen. Dies entspricht bei einem Salary Cap von 272 Millionen US-Dollar (Prognose 2025) einem Cap Hit zwischen 29 und 36 Millionen US-Dollar.
  • 13-15 Prozent des Salary Caps: Hier erreichen 50 Prozent der Teams die Playoffs, was einem Cap Hit von 36 bis 41 Millionen US-Dollar entspricht.
  • 15-17 Prozent des Salary Caps: In diesem Segment schaffen es 55,6 Prozent der Teams in die Playoffs, mit QB-Cap-Hits zwischen 41 und 47 Millionen US-Dollar.

Es ist bemerkenswert, dass Teams mit einem sehr hohen QB-Gehalt (über 17 Prozent des Salary Caps) eine geringere Erfolgsquote von nur 20 Prozent aufweisen. Dies deutet darauf hin, dass ein übermäßig hoher Anteil des Salary Caps für einen einzelnen Spieler die Tiefe und Flexibilität des gesamten Kaders beeinträchtigen kann.

Teams, die (ggf. nach Umstrukturierung) zwischen 11 und 17 Prozent ihres Salary Caps für die QB-Position aufwenden, haben tendenziell höhere Chancen, die Playoffs zu erreichen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Bezahlung des Quarterbacks und der finanziellen Flexibilität für andere Positionen scheint entscheidend für den Teamerfolg zu sein.

Und nun? Was machen die 49ers mit Brock Purdy?

In Anbetracht der gemachten Ausführungen zeigt sich, dass es bei der Verlängerung für Brock Purdy um deutlich mehr geht, als nur um die APY-Werte, worum sich die aktuelle Diskussion dreht. Manche fordern für ihn mindestens 60 Mio APY, andere gestehen ihm keine 40 Mio zu. Andere deutsche Podcaster fordern sogar, dass man die Verlängerung erst einmal vertagen solle und lieber am Ende der nächsten Saison erst verhandele, wo dann auch der Franchise Tag eine Möglichkeit bietet.

Auf jeden Fall kann man jetzt schon sagen, dass die 49ers, wenn Purdy nicht in der Manier von Daniel Jones einbricht, immer noch eine Chance auf eine erfolgreiche Saison haben, egal mit welchem Vertrag sie Purdy ausstatten. Allein der QB-Vertrag sagt nichts darüber aus, ob ein Team kompetitiv sein kann oder nicht. Das zeigen die vielen unterschiedlichen Verträge deutlich.

Mögliche Szenarien für Brock Purdy

Prove-It Deal (Jordan Love, 2023)

In diesem Fall, den Mike Sando von TheAthletic schon einmal angeteasert hatte, gehen die 49ers den Weg der Packers, da sie sich nicht wirklich sicher sind, ob Purdy der langfristige Starter ist, wollen ihn aber für seine Leistungen angemessen belohnen und vertagen die endgültige Entscheidung um ein Jahr bei zumindest verschmerzbarem Cap Hit. In einem solchen Fall könnten die 49ers ihm im Rahmen eines zwei Jahres-Vertrags (also effektiv vorzeitige Verlängerung um ein Jahr bis 2026) ein leicht erhöhtes garantiertes Gehalt für die 2025er Saison bieten und gleichzeitig einen hohen Signing Bonus auszahlen, der über die beiden Vertragsjahre und mehrere Void Years verteilt wird. Zur Absicherung für Purdy könnte man ihm für 2026 einen weiteren aufgeschobenen (sog. Prorated) Bonus gewähren, der zu einem bestimmten Zeitpunkt garantiert wird (z.B. 1. April 2026). Ein solcher Deal könnte ein Win-Win Szenario sein. Purdy bekommt durch den Vertrag direkt nach Unterschrift das Geld, das er als 1st Overall Pick bekommen hätte, inkl. 5th Year Option 2026 in Form des vorbehaltlichen Bonus. Die 49ers haben noch ein Jahr mehr Zeit eine endgültige Entscheidung zu treffen und falls die Saison nicht gut verläuft, kann man nach der Saison die Zusammenarbeit zu verschmerzbaren Kosten beenden. Hier eine Beispielsrechnung via Contract Constructor von Overthecap.com:

Mittelfristiger Deal mit hohen gestaffelten Boni (Jalen Hurts, 2023)

Der Vertrag von Jalen Hurts wurde bereits ausführlich erläutert. Ein solcher Vertrag würde die Cap-Belastung von Purdy in den ersten Vertragsjahren (2025 bis 2027) auf ein Minimum senken ihm jedoch bereits hohe Cash Outs ermöglichen. Die 49ers könnten durch die niedrige Cap Belastung weiterhin andere Spieler hoch bezahlen z.B. Free Agents signen oder eigene Spieler verlängern. Durch eine solche Vertragsgestaltung ließe sich zum Beispiel auch ein APY von über 60 Mio erreichen, was den Agenten sicher erfreuen würde, während die 49ers zunächst nur eine Cap-Belastung von nur 10 bis 35 Mio Dollar hätten. Je nachdem wie die Bonuszahlungen in den Folgejahren getriggert werden, ließe sich jedoch auch ein vorzeitiger Exit verschmerzen, dessen DeadCap dann wegen des gestiegenen Salary-Caps nicht mehr ganz so ins Gewicht fallen würde, wie es sich jetzt darstellt.

Der langfristige Deal mit viel Gestaltungsspielraum (Patrick Mahomes, 2020)

Wenn sich Shanahan, Lynch und York sicher sind, dass Purdy der QB ist, der die nächsten 7-8 Jahre bei den 49ers Starten soll, wäre auch die langfristige Gestaltung, wie sie die Chiefs bei Mahomes oder die Bills bei Josh Allen verwendet haben, eine Möglichkeit. Dabei ist hinsichtlich APY jedoch kein Rekorddeal zu erwarten, da sich die Zahlungen über einen deutlich längeren Zeitraum strecken und der Wert für Purdy und seinen Agenten eher im Gesamtvalue des Vertrags liegt, der dann womöglich bei 250-300 Mio Dollar über 5-7 Jahre liegt (Ben Barnwell von ESPN spekuliert sogar mit 325 Mio Dollar). Hinsichtlich der Belastung des Salary Caps behielten die 49ers jedoch vollen Gestaltungsspielraum. So könnte ein Deal beispielsweise einen hohen Signing Bonus beinhalten, dafür niedrige Basisgehälter in den ersten zwei Jahren. Ab Jahr drei würde sich das Basisgehalt dann zwar steigern, bietet dann aber die Möglichkeit mit einer Umstrukturierung das steigende Salary Cap zu nutzen und die Prozent-Belastung zu senken. Dieser langfristige Deal würde Purdy und den 49ers Gewissheit für eine andauernde Zusammenarbeit bieten. Allerdings wäre eine Leistungseinbruch oder eine schwere Verletzung für die 49ers nur sehr schwer zu verkraften, je nach vereinbarten Garantien. Deshaun Watson ist dafür wohl das beste Negativbeispiel.

Ein Best-Of aus allen Verträgen (Trevor Lawrence)

Da der Agent von Purdy auch Trevor Lawrence vertritt liegt es auf der Hand, dass hier womöglich die Antwort in einer Kombi-Lösung liegt. Lawrences Vertrag läuft nach der Verlängerung noch insgesamt sieben Jahre, es kamen also fünf Jahre neu dazu, was damit in die Nähe von Mahomes kommt. Erst nach fünf Jahren steigt das Base Salary auf über 50 Mio Dollar, davor sind es maximal 11 Mio Dollar. So wurde also zu Beginn des Vertrags eine Gestaltung wie bei Jalen Hurts gewählt, während die später hohen, aber nicht garantierten Base-Salaries Gestaltungsspielraum für Umstrukturierungen lassen:

Zusammenfassung und Fazit

Die bevorstehende Vertragsverlängerung von Brock Purdy bietet den San Francisco 49ers die Gelegenheit, eine strategisch kluge Entscheidung zu treffen – und die Fans haben dabei eine wichtige Lektion zu beachten: Der oft zitierte Durchschnittswert „Average Per Year“ (APY) ist kein aussagekräftiger Maßstab für die Bewertung von Quarterback-Verträgen. APY ignoriert entscheidende, durch den CBA ermöglichte Details wie die tatsächliche Cap-Belastung in den einzelnen Jahren, die Verteilung garantierter Summen und die Flexibilität, die ein Vertrag durch Umstrukturierungen bieten kann. Viel wichtiger ist es, wie ein Vertrag aufgebaut ist: Verträge, die hohe Signing-Boni mit geringen anfänglichen Cap Hits kombinieren, wie bei Jalen Hurts, ermöglichen eine maximale Investition in den restlichen Kader. Gleichzeitig sollten spätere Cap Hits in einem wachsenden Salary Cap berücksichtigt werden, um die Belastung für das Team zu strecken – ein Ansatz, der insbesondere in Mahomes‘ Vertrag zum Tragen kommt. Ob die 49ers eine vorsichtige, leistungsorientierte Lösung wie bei Jordan Love, eine mittelfristige Struktur wie bei Jalen Hurts oder ein langfristiges Modell wie bei Patrick Mahomes wählen, hängt davon ab, wie sehr sie Purdy als Franchise-Quarterback der Zukunft sehen. Der Schlüssel liegt darin, eine Balance zu finden, die sowohl Purdys Wert widerspiegelt als auch das Team für nachhaltigen Erfolg in den kommenden Jahren positioniert. Sicher sein kann man sich jedoch darin, dass allein der QB-Vertrag nichts darüber aussagt, ob das Team zukünftig erfolgreich sein kann oder nicht. Dafür fließen noch deutlich mehr Faktoren zusammen. Aber dies ist eine andere, noch längere Geschichte.

Abschließend hoffe ich, dass dieser Beitrag zum Jahresende noch Fragen beantworten und zum tieferen Verständnis in dieser komplexen Thematik beitragen konnte.

In diesem Sinne: Go Niners!

(Alle Zahlen und Angaben basieren auf Berichten von Overthecap.com, Spotrac, ProFootballtalk und ESPN. Angaben können teilweise unterschiedlich sein, da Vertragsdetails nicht offiziell veröffentlicht werden.)

Autor: Chris Pracher

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