In weniger als 24 Stunden ist es soweit: Zum siebten Mal in ihrer Geschichte spielen die San Francisco 49ers um den Super Bowl Titel. Es wird Zeit für neue Helden.
Als die 49ers das letzte Mal die begehrte Lombardi-Trophy in die Höhe strecken durften, war ich, wie viele andere Fans der neueren Generation, noch nicht geboren. Steve Young wurde zum MVP gekürt, die 49ers besiegten die San Diego Chargers deutlich mit 49:26. Es soll bis heute, 25 Jahre später, der letzte große Triumph der einst so gefürchteten Franchise gewesen sein.
Im Jahr 2013 standen die 49ers letztmals im großen Spiel, das erste Mal in der Geschichte der Franchise verlor man jedoch einen Super Bowl. Obwohl man als Favorit in die Partie ging, unterlag man den Baltimore Ravens denkbar knapp mit 34:31. Obwohl die Niners zu diesem Zeitpunkt das vermeintlich beste Roster in der NFL unterhielten, begann mit der Niederlage im Mercedes Benz Superdome der erneute Abstieg San Franciscos.
Nur ein Jahr später kämpfte sich das Team von Jim Harbaugh über die Wildcard-Runde bis ins Conference-Endspiel vor – das Ende ist bekannt. Die 49ers unterlagen den Seattle Seahawks durch eine Interception in letzter Sekunde. Die Fan-Herzen waren gebrochen, das Team stand vor einem Scheideweg. Die Chance, neue Helden für die Zukunft hervorzubringen, war verstrichen.
Und das lange Warten auf einen Titel ging weiter: Es folgten schwere Jahre unter Jim Tomsula und Chip Kelly. Der Umzug nach Santa Clara fiel nicht allen leicht, hinzu kamen die unterirdischen Leistungen auf dem Football-Feld. Mit der Ankunft von Kyle Shanahan und John Lynch sollte alles besser werden, so die Hoffnungen des Owners Jed York und der gesamten Anhängerschaft.
Trotz zwei turbulenten ersten Jahren haben es die beiden tatsächlich geschafft, das gesamte Team umzukrempeln und bereits im dritten Jahr der Zusammenarbeit den vielzitierten „Rebuild“ abzurunden. Die Chance dazu erhalten die 49ers am heutigen Abend in Miami, wenn sie auf die Kansas City Chiefs treffen.
Kyle Shanahan und John Lynch haben eine Kultur etabliert, die die gesamte Franchise sympathisch und authentisch wirken lässt. Oft haben sie betont, nicht nur auf das Spielerische, sondern auch auf die zwischenmenschlichen Aspekte Wert zu legen. Bis hierhin hat sich der eingeschlagene Weg ausgezahlt.
Hinter uns liegt eine der erfolgreichsten und aufregendsten Regular Seasons der letzten Jahre. Die 49ers, die weiterhin von vielen Zweiflern unterschätzt werden, sind wieder da. Und sie haben erneut die Chance, zu Helden zu werden. Bis heute spricht man von Montana, Young oder Rice. Es wäre eine Traumvorstellung, dass die Idole der Zukunft Garoppolo, Bosa und Sherman heißen.
Es war nicht damit zu rechnen, dass die Chance auf den sechsten Ring der Franchise-Historie bereits heute Realität werden kann. Es sind Momente und Spiele wie diese, auf die ein jeder Spieler sein Leben lang wartet. Freude und Trauer werden heute Abend sehr nah beieinander liegen.
Wir hoffen, dass alle Anhänger der 49ers (und auch der Kansas City Chiefs) das Spiel und den Abend genießen können. Und natürlich hoffen wir auch, dass wir uns nach dem Spiel vor Freude in den Armen liegen. Denn dann ist die Möglichkeit groß, dass sie geboren wurden: Die neuen Helden. Die Zeit ist reif.
Beat the Chiefs – Go Niners!
Autor: Lars Riedenklau