Bereits seit etwas mehr als einer Woche befinden sich die San Francisco 49ers nun im Trainingscamp. Eine gute Zeit, um erste Schlussfolgerungen zu ziehen.

• Nachdem in den OTAs bereits die Stimmen der Kritiker laut wurden, dass Top-Pick Nick Bosa zu verletzungsanfällig sei, lässt er diese durch seine Performance im Trainingscamp aktuell verstummen. Der Edge-Rusher überzeugte bislang an nahezu jedem Trainingstag, vor allem seine Duelle mit Veteran LT Joe Staley sind sehr sehenswert. Nicht selten behält Bosa hier die Oberhand, und auch in den Team-Drills machte er schon mehrfach durch Sacks (u.a. gegen Staley und McGlinchey) oder forced Fumbles auf sich aufmerksam. Bislang erfüllt Bosa die hohen Erwartungen, man muss hoffen, dass er diese Leistung auch auf dem Feld abrufen kann, wenn es ernst wird.

• Auch die meisten weiteren Rookies der 49ers fügen sich hervorragend in das Teamgefüge ein. Zu nennen ist hier allen voran Linebacker Dre Greenlaw, den die Niners in Runde fünf des NFL Drafts verpflichteten. Greenlaw wirkt durchtrainiert und hochmotiviert, er trainiert häufig mit dem First-Team an der Seite von Fred Warner und Kwon Alexander. Sowohl gegen den Run als auch gegen den Pass gelangen Greenlaw des Öfteren aufmerksamkeitserregende Plays, erst gestern gelang ihm eine Interception. Er hat gute Chancen auf den Starting-Spot, sein ärgster Konkurrent, Malcolm Smith, scheint derzeit nur für die Rolle des Backups vorgesehen zu sein.

Auch die WR Deebo Samuel (2. Runde) und Jalen Hurd (3. Runde) wissen zu gefallen. Samuel fällt durch seine Fähigkeiten nach dem Catch auf, und auch Hurd konnte, nachdem er an den ersten Tagen durch (wohl etwas zu) aggressive Blocks auffiel, durch seine Vielseitigkeit überzeugen. Es sieht danach aus, als könnten beide eine wichtige Rolle in der Offense von Kyle Shanahan einnehmen.

Über P Mitch Wishnowsky (4. Runde) findet in den Berichten der Beatwritern nur Positives, vor allem die Hangtime seiner Punts (knapp über fünf Sekunden) beeindruckt.

• Auf der Position des Quarterbacks sind bekanntlich noch nicht alle Rollen verteilt. Während Starter Jimmy Garoppolo nach eher schwächeren ersten Tagen zurück in die Spur gefunden und seinen Rhthymus trotz kleinerer Aussetzer gefunden hat, ist das Rennen um den Backup-Spot in vollem Gange.

Nick Mullens und C.J. Beathard streiten sich um diesen Platz, da beide nicht mehr in die Practice Squad können, wird es hier einen großen „Verlierer“ geben müssen. Beide teilen sich derzeit die Snaps im Second-Team, nachdem Mullens an den ersten Tagen die Oberhand zu haben schien, war es Beathard, der in den letzten Tagen etwas akkurater schien. Insgesamt scheint es jedoch, als hätte Mullens leicht die Nase vorn – man wird die nächsten Trainings und auch die Preseason Games abwarten müssen.

• Die Offensive Line der 49ers, bei der C Weston Richburg weiterhin verletzt fehlt (wird durch Ben Garland vertreten) hat sowohl in den Eins gegen Eins-Einheiten als auch in den Team-Drills ihre Probleme mit der tief besetzten Defensive Line. In den Berichten ist tagtäglich zu lesen, wie etliche D-Liner (neben Bosa: Armstead, Thomas, Day, Jones, Taylor, Street etc.) ihre Reps für sich entscheiden oder für Sacks verantwortlich sind. Leichte Sorgen bereitet jedoch Neuzugang Dee Ford, der mit einer Sehnenentzündung im Knie zu kämpfen hat und die letzten Trainingstage aussetzen musste. Er wird mindestens eine weitere Woche fehlen.

• Beeindruckend ist derzeit die Leistungsdichte auf der Position des Wide Receivers. Hier ist zunächst Kendrick Bourne zu nennen, der scheinbar sehr starke Leistungen zeigt. Von vielen wird er als Streichkandidat angesehen, doch das scheint ihn nicht abzulenken. Immer wieder fällt der damalige UDFA durch sehenswerte Catches auf, immer häufiger auch in den Team-Drills. Doch auch Trent Taylor, Dante Pettis und Richie James Jr. bertreiben derzeit beste Eigenwerbung. Die 49ers werden unangenehme Entscheidungen treffen müssen, auf mich wirkt es derzeit so, als wäre Jordan Matthews der Mann, der am Ende außen vor bleiben könnte…

• Auf der anderen Seite des Balls, im Defensive Backfield, ist positiv zu bemerken, dass Richard Sherman zu alter Form zurückzufinden scheint. Die Beatwriter attestieren ihm eine hervorragende Einstellung und auch spielerisch soll er sich auf einem deutlich höheren Niveau befinden, als noch in der letzten Spielzeit.

Den Spot neben Sherman soll höchstwahrscheinlich zunächst Ahkello Witherspoon besetzen, dieser musste jedoch die letzten Einheiten aufgrund einer Verletzung im Gesäß aussetzen. Erfreulich: Jason Verrett bekam dafür Spielzeit mit den Startern, diese teilte er jedoch mit Emmanuel Moseley, Greg Mabin und Dontae Johnson.

Jaquiski Tartt ist der unangefochtene Starter auf der Position des Strong Safeties, momentan wechseln sich Adrian Colbert und Tarvarius Moore auf dem Free Safety Spot ab. DC Robert Saleh trat bezüglich Moore jedoch früh auf die Europhiebremse und attestierte Moore noch nicht die Tauglichkeit, in Woche eins in der NFL zu starten. Man muss auf eine baldige Rückkehr von Jimmie Ward hoffen, auf den man weiterhin große Stücke hält.

• TE George Kittle macht dort weiter, wo er in der letzten Saison aufgehört hat. Er dominiert nahezu jedes Rep, seine Geschwindigkeit bleibt einzigartig und hinzu kommt, dass er (endlich) auch umkämpfte Bälle festhält.

Spannend wird es auf der Position des Back-Up Tight Ends, wo sich mit Ross Dwelley derzeit ein eher unbekannter Spieler aufdrängt. Dwelley erhielt bereits etwas Spielzeit mit den Startern und spielt sich vor allem aufgrund seiner guten Händen in den Vordergrund.

• Über unseren Deutschen bei den 49ers, Mark Nzeocha, gibt es derzeit wenig zu berichten.

Autor: Lars Riedenklau

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner