Offense

Offense

Posted By Lars Riedenklau

Hier findet Ihr eine ausführliche Übersicht über die wichtigsten Spielzüge der Offense im American Football, gespickt mit den wichtigsten Begriffen und zu guter letzt einigen Trickspielzügen.

Run-Spielzüge

I-Formation

Die Aufstellung heißt so, weil die Aufstellung der Backs, inklusive QB, aus der Luft aussieht wie ein I. Hier stehen der QB, der FB und der HB direkt hintereinander. Davor befinden sich die fünf Linemen, sowie der TE nebeneinander und auf beiden Seiten außen jeweils ein WR. Die I-Formation gibt es noch in verschiedenen Variationen, bei der Big I-Formation steht auf der Seite der Weakside anstatt eines WR ein zusätzlicher TE. Bei der Power I-Formation, wird ein WR durch einen zusätzlichen Back ausgetauscht, welcher neben dem FB steht. Beide Formationen sind in der Regel Laufspielzüge. Bei der 3 WR I-Formation, wird der TE durch einen zusätzlichen WR ersetzt, was auf einen Passspielzug schließen lässt.

Singleback Formation

Bei der Singleback Formation steht der QB direkt hinter dem C, der RB weitere fünf Yards hinter ihm. Auf einen FB wird hier verzichtet. Vorteil ist, dass man nicht unbedingt sieht, was für ein Spielzug stattfinden wird, ob Pass oder Lauf, die Offense ist hier schwer auszurechnen. Der QB kann den Ball dem RB geben, welcher mit Schwung ankommt oder auf einen seiner vier Passempfänger werfen, hier kann man auch sehr variabel sein, es könnten sowohl 3WR und 1 TE, als auch 2 WR und 2 TE oder auch 4 WR sein.

Pro Set

Bei dieser Formation stehen die RBs auf einer Linie hinter dem QB. Der Vorteil dieser Formation ist, dass man im Voraus nicht sieht, ob es ein Pass oder Laufspielzug wird. Durch die beiden nebeneinander aufgereihten RBs braucht das Lesen des Spielzugs etwas länger, wenn es sich um einen Laufspielzug handelt. Allerdings hat diese Formation an Bedeutung in der NFL verloren, seitdem vermehrt auf den Pass gesetzt wird.

Shotgun Formation

Bei der Shotgun Formation steht der QB etwa 5-7 Yards hinter dem Center, der also einen langen Snap vollführen muss. Dabei kann der QB alleine dort stehen, oder auch mit einem oder zwei Runningbacks an seiner Seite. Diese Formation wird meist bei Passspielzügen angewendet, da der QB durch den Abstand zur Line of Scrimmage eine länger Reaktionszeit hat, weil der Druck der Defense später bei ihm eintrifft, außerdem hat er einen besseren Überblick. Der Nachteil ist, dassd ie Defense weiß, dass in der Regel ein Passspielzug erfolgt und kann Maßnahmen dafür ergreifen. Den Namen verdankt sie übrigens den 49ers, welche diese Formation vermehrt in den 60ern anwandten, dabei erinnerten die bis zu 5 WR wohl an die Streuweite einer Schrotflinte (Shotgun).

Goal-Line Formation

Diese Formation hat noch viele Beinamen, wie „jumbo“, „heavy“ oder „full house“. Sie wird für kurze Yard-Gewinne benutzt oder wenn sich die Offense kurz vor der Endzone befindet und einen TD erzielen will. Bei dieser Formation steht in der Regel kein WR auf dem Feld, sondern die Plätze werden mit TEs und RBs unterschiedlicher Anzahl aufgefüllt. Manchmal nimmt den Platz des TE auch ein Spieler ein, welcher eigentlich eine andere Funktion in der O-Line oder D-Line hat, er wird als zusätzlicher Blocker eingesetzt.

Wildcat Formation

Bei dieser Formation wird der Ball nicht zum QB gesnappt, sondern zu einem anderen Spieler (RB, WR oder TE oder einen anderen Spieler, welcher über die nötigen Skills verfügt). Der QB nimmt hier häufig die Position eines Receivers ein. Die Formation soll den Gegner mit einer Überraschung übertölpeln, da es am Anfang nach einem ganz normalen Spielzug aussieht, bis der Spieler, welcher den Ball bekommt,  sich dem Center nähert und den Ball zugesnappt bekommt.

Pistol Formation

Die Pistol Formation ist eine Mischung aus Shotgun und Singleback. Der QB steht ca. vier Yards hinter dem Center und hat hinter sich noch den RB stehen. Er ist nun nah genug an der Line of Scrimmage um die Defense zu lesen, aber erkauft sich trotzdem extra Zeit für einen Passspielzug. Die Formation kombiniert also die Vorteile zweier Formationen, was vor allem für die sog. Read Option (s.u.) von Vorteil ist.

Read Option

Bei diesem Schlagwort handelt es sich nicht um eine spezielle Formation, sondern eher um ein Konzept, welches in jede Formation eingebaut werden kann. Das Geheimnis einer guten Read Option ist in erster Linie ein QB mit hoher Spielintelligenz und ein Spieler, der Spielzüge schnell lesen kann.  Grundvoraussetzung ist, dass es einen Defense Spieler gibt, welcher von der Offense ignoriert wird, diesen muss der QB lesen. Je nachdem wie er sich verhält, entwickelt sich der Spielzug, er kann nun passen, einem RB den Ball geben, oder selber laufen. Hierbei ist vor allem zu beachten, dass nicht jeder QB-Lauf eine Read Option ist, wie häufig fälschlicherweise angenommen wird, manche Read Options sehen nicht einmal vor, dass der QB selber läuft.

Hier jetzt noch einige Fachbegriffe welche bei verschiedenen Offensive Spielzügen im Playbook stehen:

Plunge/Dive

Hier versucht der RB nach der Ballübergabe durch das A oder B Gap (das Erste ist die Lücke zwischen Center und Guard, das Zweite zwischen Guard und Tackle) zu kommen. Die O-Line versucht hier also Löcher zu reißen, der FB wird hier häufig noch als Vorblocker eingesetzt (Lead Dive), um etwaige ungeblockte Defense Spieler zu blocken. Der RB kann aber auch ohne Vorblocker laufen.

Toss

Hier laufen FB und HB zu einer vorher ausgemachten Seite und biegen dann in Angriffsrichtung ab. Der QB pitcht hierbei den Ball zum HB und der FB dient als Lead Blocker. Ein Pitch ist kein Vorwärtspass, deswegen zählt dies als Laufspielzug und ein Fallenlassen des Balles als Fumble.

Off Tackle

Hier versucht der Runningback nach Erhalt des Balles nicht durch die O-Line hindurchzulaufen, sondern läuft knapp neben dem Tackle über die Line of Scrimmage und versucht hier Yards zu erlaufen. Meist hat er hier einen Lead Blocker, welcher den äußersten End der D-Line wegblockt, ein zweiter Offense Spieler kümmert sich um den anstürmenden LB, damit der RB hier Yards gut machen kann.

Sweep

Hier erhält der RB den Ball zugepitcht, läuft parallel zur LoS, seine ganze O-Line verschiebt sich in seine Laufrichtung und versucht die D-Line wegzublocken, damit er an deren Ende über die LoS laufen kann. Dieses Play gibt es auch als QB Sweep, er wird in der Shotgun gespielt und der QB läuft selber mit dem Ball Richtung Seitenlinie um dort dann Yards gut zu machen.

Power Run

Hier hat der RB zwei Lead Blocker, neben dem FB noch einen Guard, welche ein Loch in die D-Line reißen und versuchen, noch zusätzliche LB zu blocken, um dem RB eine Gasse zu ermöglichen.

Counter

Bei einem Counter macht der RB erst einen Schritt in die falsche Richtung des geplanten Spielzugs. Die O-Line blockt auch in diese (nicht immer), um die Täuschung zu unterstreichen. Der RB läuft dann aber in die andere Richtung und hat sich somit etwas Zeit erkauft, wenn er die Defense täuschen konnte.

Draw

Ein weiterer Spielzug um die Defense zu täuschen. Hierbei fällt die O-Line in eine Pass Block Haltung zurück, der QB geht auch meist einige Schritte zurück, übergibt dann den Ball aber einem RB oder behält ihn gleich selber (QB Draw), um in die nun entstandenen Löcher zu laufen, meist in das A-Gap.

Bootleg

Ein weiterer Spielzug aus dem Repertoire „Wie lege ich die Defense rein?“ Hierbei täuscht der QB die Ballübergabe an einen RB an und läuft dann in die entgegengesetzte Richtung selbst mit dem Ball (waggle). Hierbei kann er von einem Lead Blocker begleitet werden oder er macht es alleine, hier hängt der Erfolg davon ab, wie gut es der Offense gelang, diese Täuschung zu „verkaufen“.

Quarterback Sneak

Dieser Spielzug wird meist verwendet, wenn wenig Yards, sogar nur noch Inches zu überwinden sind. Hier erhält der QB den Ball und lässt sich in der Regel hinter seiner blockenden Oline nach vorne fallen, um die fehlenden Inches gutzumachen.

Pass-Spielzüge

Post

Hier läuft der WR ca. 20 Yards geradeaus, um dann in die Mitte abzubiegen und den Ball bei voller Geschwindigkeit in Empfang zu nehmen. Der Winkel des Abbiegens hängt vom Spielzug ab.

Fly/Go

Ein Spielzug der angewendet wird, wenn der WR einen Geschwindigkeitsvorteil gegenüber der DBs hat. Hier versucht er einfach Geradeaus zu laufen und die DBs zu überlaufen um dann den Pass zu empfangen.

Slant

Hier läuft der WR einige Schritte geradeaus um plötzlich in die Mitte (meist in einem 45 Grad Winkel) abzubiegen (hinter den LB) und läuft dann parallel zur Line of Scrimmage, um den Ball zu empfangen. Ein Lieblingsspielzug der West Coast Offense.

Out

Hierbei läuft der Receiver ein paar Schritte geradeaus um dann um 90 Grad Richtung Seitenlinie abzubiegen. Die Yards, die er geradeaus läuft können hier variieren. Wenn er dies schon nach ein paar Schritten tut, spricht man von einem „Quick Out“. Dieser Spielzug ist wichtig für das Time Management, damit man mit ihm ziemlich leicht die Uhr anhalten kann, wenn er gelingen sollte.

In

Das Gegenteil der Out Route, hier dreht sich der Receiver um 90 Grad nach innen und versucht den Ball zu fangen.

Flag

Hier läuft der Receiver ca. 15 Yards Geradeaus und orientiert sich denn Richtung Seitenlinie. Ein Passspielzug für weite Distanzen und Endzone Situationen.

Hook/Curl

Der Receiver läuft einige Yards geradeaus, hält an und dreht sich dann in Richtung QB um den Ball zu empfangen.

Option Routes

Hier hat der Receiver eine vorgegebene Route, wenn er beim Lesen der Defense allerdings merkt, dass diese gedeckt ist, kann er sich für eine andere entscheiden. Dies verlangt eine hohe Spielintelligenz vom Receiver und auch vom QB, beide müssen hier das Gleiche gelesen haben.

Screen Pass

Ein recht anspruchsvoller Spielzug. Hier wird der Eindruck erweckt, als wolle der QB einen weiten Pass an den Mann bringen, in Wirklichkeit ist der Pass Empfänger idealtypisch hinter den D-Line Spielern. Um den Platz dafür zu erhalten, lassen die O-Line Spieler die D-Line Spieler auf sich zukommen, um so Platz für den Passempfänger zu schaffen. Der Nachteil dieser Formation ist, dass hier auch die D-Line Spieler den Ball relativ leicht abfangen können. Gelingt er, mündet er meist in größerem Raumgewinn.

Play Action Pass

Die Mutter aller Täuschungen ist dieser Spielzug. Hier deutet der QB eine Ballübergabe an den RB an, versteckt danach den Ball aber etwas. Der RB setzt auch seine Route fort, so als hätte er den Ball, die O-Line beginnt auch mit Run Blocking, wechselt dann aber in Pass Blocking. Auch die Receiver beginnen mit Blocking, setzen dann aber ihre Routen fort um den Ball zu empfangen. Die Hoffnung bei diesem Spielzug ist, wenn er gut verkauft wird, dass die Defense, inklusive DBs, mit einem Laufspielzug rechnen und letztere ihre Receiver aus den Augen verlieren, welche dann den Ball ohne lästigen Gegenspieler fangen können.

Reverse

Bei einem Reverse erhält der RB den Ball, läuft bis zur Line of Scrimmage und pitcht diesen zu einem anderen Mitspieler (meist ein WR, wegen ihrer Geschwindigkeit) welcher in die entgegengesetzte Richtung läuft um an der in die nun falsche Richtung blockenden D-Line vorbei zulaufen.

Trick-Spielzüge

Hier gibt es auch eine mannigfaltige Auswahl, in der die Defense getäuscht werden soll.

Razzle Dazlle

Dies ist ein Half Back Pass, hier bekommt der HB den Ball zugesnappt (wildcat) und wirft diesen zu einem Receiver.

Fleaflicker

Beim Fleaflicker übergibt der QB dem RB den Ball, welcher den Ball zurück zum QB pitcht (oder einem anderen Spieler mit Wurf Qualitäten) der zu einem Receiver passt.

Statue of Liberty

Im Normalfall bekommt der QB den Ball nach dem Snap in beide Hände und übergibt ihn der Wurfhand, während die andere am Körper herabhängt. Bei diesem Spielzug scheint alles normal abzulaufen, er lässt den Ball aber in der nicht Wurfhand und versteckt ihn hinter seinem Rücken, mit der erhobenen Wurfhand, hat er nun Ähnlichkeit mit der Freiheitsstatue (daher wohl der Name). Den Ball übernimmt hinter seinem Rücken ein RB, welcher in die entgegengesetzte Richtung des angetäuschten Wurfes läuft.

Fumblerooski

Hier legt der QB direkt nach dem Snap den Ball ungesehen von der Defense auf den Boden (technisch gesehen ein Fumble) und täuscht einen Pass oder eine Ballübergabe vor, während ein RB sich den Ball schnappt und in die entgegengesetzte Richtung damit läuft.

The Mountaineer

Für diesen Spielzug brauch es ein gutes Special Team Coaching und schauspielerisches Talent. Das erste Mal, dass dies glückte, spielten die St.Louis Rams gegen die Seattle Seahawks (die es später auch einmal erfolgreich praktizierten). Dem ST Coach der Rams war aufgefallen, dass der Punter der Seahawks immer nach links kickte (aus der Sicht der Rams), worauf er seinen besten Returner auf die rechte Seite stellte, während auf der linken Seite die Nr. 2 stand. Nun puntete der Punter, der etatmäßige Returner tat so, als würde er sich auf den Ball vorbereiten (die Punt-Unit in der irrigen Annahme, es könnte sich um einen misslungenen Punt handeln, konzentrierte sich auf ihn). Der Returner lief los, so als hätte er den Ball gefangen, während dessen flog der Ball aber ganz normal auf die linke Seite und der Nr. 2 Returner hatte nun ein freies Feld vor sich und lief zum TD.

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